Es passiert immer wieder wenn es ruhig ist, die Nacht sinkt, die Menschen nach Hause gehen. Es wird ruhig um uns herum, die Gedanken reduzieren sich und werden wie in einem Trichter auf den Weg geleitet, werden in einer Spirale in immer enger werdenden konzentrischen Kreisen dem Ende zugeführt.
Und diese Aphoteose des Schwindels, der stumpfe Schmerz des Denkens, klopft an wie ein alter Freund mit Selbstverständlichkeit und Freude. Lass ihn klopfen, er kommt herein wie er immer hereinkommt. Zuerst zögernd, still, die Augen niedergeschlagen. Dann legt er den Mantel ab, wird warm, findet sich zurecht, erkennt seine Berechtigung und seinen Stammplatz. Dann sitzt er da, fett, drückend. Die Augen schmerzen, es pocht hinter meiner Stirn.
Keiner fragt ob ich denken will. Ich weiß das ich nicht denken will. Weiß, das ich gerne einschlafen würde, Bier und Schnaps in mich hinein schütten würde bis es den ungebetenen Gast vertreibt. Ihn förmlich heraus ekelt. Beschäftigung mag er auch nicht. Er fühlt sich missachtet, wird nicht gesehen. Er ist in einem fahrenden Zug der vorbei rauscht. Du siehst nur Schemen und Schatten in den erleuchteten Abteilen, erkennst aber die Gesichter nicht.
Man denkt zwanghaft an die Befreiung durch alles andere, durch Leid und Freud anderer. An andere Zeiten und andere Gefühle. Es vergehen die Stunden, Wochen, Jahre. Nach und nach ändert sich das eigene Bild, beugt sich immer mehr unter der Last. Gewöhnt sich an den inneren Druck, an die wiederkehrenden Gedanken. Sekunden, Minuten ziehen sich zu Jahren. Ja, es gibt helle Zeiten an jedem Tag, aber auch dunkle Stunden. Jahr über Jahr, über Jahr, über Jahr. Ich frage mich immer noch warum das Bild mit dieser überheblichen Kraft verbleibt. Selbst wenn sich Ansichten verändern, Standpunkte einen Schritt zur Seite machen, so drängt das vertraute Bild immer wieder hoch, krallt sich fest,. Ohne Erschütterung. Ohne zu verblassen. Highcolor in Schmerz.
Und dann ist es wie in den ersten Sekunden, Minuten. Wie an jedem neuen und an jedem vergangenen Tag. Diese Beständigkeit ängstigt und erstaunt. Die Zeit wütet manchmal vorbei, um immer wieder inne zu halten, Atem zu schöpfen und mit neuer Bösartigkeit wieder zuzuschlagen. Und ich warte, warte jeden Tag. Jahr für Jahr für Jahr für Jahr. Sehe immer wieder hinter mich. Warte auf einen Ausgleich, eine Veränderung. Das es aufhört.
Aber die Zeit und meine Gedanken sind nicht gnädig. Die Sühne ist nicht ausgeschöpft, kein Ablassbrief geschrieben. Die Bürde werde ich mit dem Kopf hoch in der Luft weiter tragen. Es wird so schnell keine Vergeben geben, ich lasse es nicht zu. Der alte Freund kennt sich zu gut aus und hat ein Heim gefunden das er nicht verlässt. So sitzen wir zusammen und sehen zu wie das Leben Hand in Hand mit der Zeit den Berg hinunter geht.
Schritt für Schritt für Schritt für Schritt.
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