Tag 3 Auf und um Korsika herum

17.05.2013 Überfahrt nach Korsika
Stage 3 Bastia – Casanova

Abfahrt in Savona 08:00 Uhr, Antritt 1h früher… Dauer so 5h
130 km, 3 Stunden 3 Minuten
Kurz unter Corte ist dann die Ferienwohnung die ich als Motorradstellplatz nutze für 11 Tage. Warum Hotel, wenn man eine eigene Wohnung für weniger haben kann. Link mit Bildern zur FEWO.


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Der Wassermotorradtransporter

6 Uhr Aufstehen, im Urlaub. Zähne putzen, Klo, Frühstücken, Moped packen. Was man alles im Halbschlaf so machen kann… Mopete aus der Tiefgarage geritten, kurzer Plausch mit den Blues Bikern vorm Hotel und ab die 400m an den Kai der Fähre. Hunderte von Autos am Anleger, Prinzip der Schlange und so. Fuck, seit wann stehen die hier schon an? Also sich Mopedlike einfach durchgefädelt und vorne angestellt, hr hr hr. Ging dann mit dem Boarding eh erst um 07:30 Uhr los. Motorrad verzurren wurde direkt vom professionellen Stauerpersonal übernommen. Ein Seilchen, so dick wie mein kleiner Finger, mal eben über den Sattel geworfen und am Rahmen festgeknotet. Bei allen Kollegen skeptische Blicke und ratloses Achselzucken. Nuja, die Handbremse noch mit Klettband arretiert und mit Zuversicht und Hoffnung auf Trägheitsstabilisatoren und Ausgleichsmassen in sonem Dickschiff auf Deck geschlendert.

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Abfahrt in Savone, Meer in Ruhig

Auf Deck war es dann recht stürmisch und dieses Meer hat dann doch die ein oder andere Welle produziert (Wehe mein Moped fällt um). Meer halt , Wellengang, Horizontlinie, Wasserrauschen, Windpfeiffen, einschläfernd. Ich kenn da jemand der das sehr beruhigend findet und wahrscheinlich das beste Schläfchen seit langem gehalten hätte.

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Ankunft Cap Corse, Meer in unruhig

Unter einem Treppenaufgang fand ich dann mein eigenes Refugium mit Meerblick und sanftem Geschaukele, was mit freundlichem 2h Schlaf belohnt wurde. Im Restaurant habe ich der lukullischen Verlockung eines überteuerten Kantinenfrasses widerstanden und meinen Apfel vom Frühstück gegessen. Der Käptn hat dann mit dem Lotsen den riesen Pott rückwärts in den nicht wirklich grossen Hafen eingefädelt. Ne Frau Käptn hätte wahrscheinlich ein oder 2 mal vor und zurück setzten müssen. ^^ SCNR

Der erste Blick auf die Insel, auf Cap Corse lies die Sache mit der Urlaubsstimmung wieder in den Bereich des Möglichen rücken. Leider waren weiter in Richtung Süden dichte Wolken und es sah so aus als würde es dort pissen. Egal, die Klamotten waren eh noch nass, Schuhe waren noch nass, Handschuhe waren noch Nass, aber egal. Also aus dem Schiff raus, sich in die Regenklamotten gestürzt, raus aus dem Hafen und rein in die Stadt Bastia. Guter Anfang, immerhin warm und Palmen und schöne Häuser standen auch da rum. Ach ja, es war gerade Feierabendverkehr auf Korsika… Kurz hinter der Stadt links abgebogen und durch das örtliche Sumpfgebiet/ Lagune auf der aussenseite durch. Erste tolle Landschaft, erster toller Meerblick, erster Spass beim Fahren auf Korsika. Dann…

Platzregen, 3 min bis zu Schrittgeschwindigkeit, Sichtweite von (naja von den Augen bis zum Visier halt). Einmal komplett neu nass geworden. Der folgende Nieselregen hat sich ausgeschlichen auf dem Weg ins Landesinnere. Die Strassen wurden immer kleiner, enger, kurvenreicher bis hin zur single track road. Immerhin gab es einen Mittelstreifen, wobei man sich doch fragen muss, was der dann genauso da soll, es passt eh nur 1 Auto auf die Strasse. Meine eingehenden Studien haben dazu ergeben: Anscheinend ist das um den Scheitelpunkt der Kurve besser bestimmen zu können, damit der erlauchte Mopedfahrer weiss wann er aus der Kurve rausbeschleunigen kann. Unangepasste Beschleunigung und daraus resultierende Fahrweise muss beherrscht und gelernt sein. Auch in Frankreich.

Man hat mich im Vorfeld schon vor der Fauna auf Korsika gewarnt und meine erste Bekanntschaft mit den Viechern habe ich schon recht flott auf dem Eilland gemacht. Diese besagten Viecher standen dann hinter einer Kurve freundlich bis debil blickend rum.

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die Strasse, die Fauna und Ich

Also überall auf der Strasse relativ unbeeindruckt rum. Schweine und Ziegen geht ja noch, aber wenn man langsam an nem 300 Kilo Rindersteak vorbeifährt… Das Teil dann in leichte Panik verfällt und anfängt zu galoppieren und das dann dummerweise auch noch in deine Richtung, mit wegrutschenden Hufen und Sabberfäden sowie etwaigem Schaum vorm Maul, mit irrem Blick und gesenktem Kopf, waaaaaaaa, ollleeeeee. Rechts Schlucht, links Felswand oder Hügel, da kann man eigentlich nur Gas geben und hoffen dass das Vieh sich so erschrickt (englischer 3 Zylinder Sound FTW), dass es entweder erstaunt und verwirrt stehenbleibt oder in die Schlucht trabt. ((Für Tierschützer und Liebhaber von paarigen oder und unpaarigen Huftieren, (wobei wie jeder weiß das Erdferkel aus dieser Gattung leicht heraussticht, da dessen Status dazu noch ungeklärt ist,) heisst dass das ich hoffe dass das liebe Tier sich nicht zu sehr aufregt und unbeschadet aus der Situation raus kommt)).  Jede andere Option als Gas geben ist bei dem beschränkten Platzt durchaus grenzwertig für beide beteiligten Parteien.

Und auf diesen fantastischen Strassen ging es halt weiter so. Die erste „Gipfel“ gesehen, Elba gesehen, oder welche Mistinsel das sonst so war. Über nen recht grossen Staudamm gefahren, mitten im Nichts, keine Menschenseele ausser Kühe und Schafe die über den Staudamm spaziert sind.

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freundlicher einladender Glaubensbunker auf Korsika

Durch die Castagniccia, also den örtlichen Kastanienwald, durch wildeste Gebilde die wie Skelette oder verkorkste Gestalten aus irgendwelchen Filmen (sich bitte hier vorwiegend französische Filme von Pascal Laugier oder Alexandre Aja vorstellen) aussehen, durch Täler, Hügel, Walddurchfahrten, über Berggrate. Ich attestiere Urlaubsstimmung! Regenjacke ausziehen, warm haben, Luft spüren, es fängt an alles zu passen. Durch Dörfer durch , also Dörfer, naja Dörfer. Die Korsen bauen in Schiefer, Bruchstein, alles grau, natürlich Steinfarben. Also recht Idyllisch so Käffer halt. Das einzige Lebendige war ein Pärchen, beide so um die 80 bis 120. Beiden schien das durchaus normal das da ein englisches Motorrad mit deutschem Nummernschild durch Ihr Kaff heizt, bin mir aber auch nicht ganz sicher ob die das überhaupt so mitbekommen haben… Die nächste Begegnung war ein Hund, braun, rotbraun, grau, alt, hinkend, leicht debil kuckend, der, mich fragend anstarrend, an mir vorbeigetrottet ist. Bin mir nicht sicher, ob er sich nur gefragt hat was das ganze jetzt so soll, das mit dem Menschen, dem Motorrad und dann auch noch der Krach oder ob er sich gar nicht dafür interessiert hat und nachdem ich weg war nur den Kopf geschüttelt hat und bei sich gedacht hat: „Was war das denn für ne Scheisse…?“

Die Strassen, die ganz kleinen Strassen jenseits der Route National oder den „normalen“ Verbindungsstrassen auf Korsika, sind natürlich nicht von der Qualität German Autobahn, aber man müsste eh alle 500m anhalten um sich umzukucken, mit offenem Mund die Landschaft und Umgebung zu bestaunen.

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freundliches, Idyllisches Dörchen…

Man fährt an unbewohnten, verfallenen Dörfern auf Bergrücken vorbei, wobei in Korsika ja eh alles immer an Berghängen, auf Bergrücken und wenns geht auch noch befestigt gebaut wird. Sieht meistens aus wie Festungen gegen anstürmende Piraten oder wer auch immer da stürmte früher so. Eigentlich sollte man mit nem Mofa durchfahren um seine Umgebung wahrzunehmen, ich bin meistens (muahuaa) auch nicht schneller als 50 gefahren. Ok erster Tag und überwältigt von allem so, war lt. Navi die Durchschnittsgeschwindigkeit heute 16km/h. Die spinnen die Korsen. Eigentlich sollte man sich Zeit lassen, aber das war ja für diesmal nicht der Masterplan liebe Freunde der unangepassten Geschwindigkeit.

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durchschnittliche Strasse auf Korsika, klein und fein

Es lässt sich, wenn man sich mal daran gewöhnt hat das es keine Geraden zwischen den Kurven gibt, gut und flüssig fahren. Die Sträßchen und Wege sind natürlich gegen Abend eines Motorradreisetages viel länger als man das gerne so hätte. Und es ist noch ziemlich viel Kilometer bis zum Ziel. Und weil die Strassen so freundlich und gut angepasst in die Landschaft gebaut sind, verbraucht man auch entsprechend Sprit wenn man immer in den unteren Gängen mit entsprechender Drehzahl sich auf dem Racetrack, ähm durch die schöne Natur bewegt. Auf den letzten Tropfen Benzin in Corte eingeritten, direkt am Berg, in den Bergen, von Bergen umgeben. Und das realisiert man auch erst wenn man dann mal angekommen ist. Und das was man in den ersten stunden erlebt hat, auch echt im Gehirn ankommt… Die Insel besteht eigentlich nur aus Bergen, es geht nur hoch und runter und an Tal- und Berghängen vorbei, geradeaus gibt es wahrscheinlich nur in einer grösseren Stadt, und davon gibt es eigentlich nur 3 so rum auf Korsika.

Endlich angekommen in Casanova, meine Unterkunft gefunden, eingecheckt, den Apartmenthund begrüsst, schnell im örtlichen Supermarkt in Corte das wichtigste eingekäuft: korsisches Bier in verschiedenen Variationen (Kastanie, Maquis/ Kräuterauszüge usw) und wie in Frankreich üblich Käse, korsischen Käse, Wurst, dicke Scheiben luftgetrocknete Salami, Lonzu und Baguett. Wieder die 6 Kilometer kurze Bergrennstrecke zum Appartement (die Streckenabschnittszeiten wurde bei jedem Einkaufen oder tanken besser), gut gegessen und quasi ohne die Fresstarre abzuwarten direkt eingepennt.

 

weiter mit Tag 4

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