Tag 5 Cap Corse

19.05.2013
Stage 4 Cape Corse
Nördlichste Spitze Korsika, Stop in Barcaggio
303 km, 5 Stunden 39 Minuten (in Echt: reine Fahrzeit 7h)

Immer schön gegen den Uhrzeigersinn, man will ja schon aussen am Abgrund Richtung Meer lang fahren. Wo bleibt sonst der Nervenkitzel…

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Nach den ersten Erfahrungswerten zu Korsika und dem zeitlichen Bedarf um von A nach B zu kommen, hab ich dann lieber nochmal die Strecke nach Bastia gecheckt. Müsst ja doch am letzten Tag pünktlich ne Fähre erreichen, um zeitnah mein Leben und die Arbeit in Deutschland wieder aufzunehmen. Ich muss meine Vorplanung revidieren, Google Maps ist noch nicht auf Korsika rumgefahren. Ich sehs ihm nach, kann ja schliesslich nicht alles wissen der Kollege Internet. Es ist dann doch eher so eine Stunde, die man für 50 km Strecke in Korsika braucht, selbst wenn die Strassen nicht 3ter oder 4ter Ordnung sind, sondern „German Autobahn“ Charakter haben. Dazu zitiere ich mal die Wiki: „The German autobahns are famous for being among the few public roads in the world without blanket speed limits for cars and motorbikes„. No way, zuviele Kurven ohne Gerade dazwischen. Und ausserdem stehen an der touristisch erschlossenen Küste gerne mal Fotoapparate für Schnellfahrerportraits. Da bekommt man recht teure Bilder gemacht. Also dauert die Rückfahrt eher 1,5 Stunden, sprich um 5:30 Uhr ( das 5:30 wo es noch nicht wieder hell geworden ist um genau zu sein) wird abgeritten vom Hof. Tolle Aussichten was das Ausschlafen im Urlaub so am letzten Tag betrifft…

Cap Corse selbst muss man mal gesehen haben, sollte man mal drum rum fahren. Die Strassen sind überwiegend gut, bis auf die paar Abschnitte die dann nicht so „German Autobahn“ sind. Damit meine ich, die Strasse besteht ausschliesslich aus geflickten, unterschiedlich hohen und breiten und langen Teerflecken (diese in den verschiedensten Farben natürlich, weil nicht nur der Arsch, sondern auch das Auge fährt mit), Löchern in denen bei uns Kinder mit Plastiksoldaten Krieg spielen, Wellen im Sprungschanzenformat (diese gerne Quer aber um einen nicht allzu arg einzuschläfern auch gerne mal längs), es liegen Felsbrocken im unteren Kilotonnenbereich unmotiviert auf der Strasse oder wenn es gut geht nur Sand und oder Splitt wie mit dicken Schaufeln geschüttet auf der Rennpiste. Von der Qualität der Strassen her wechselt es öfter mal erheblich. Die Kurven sind jedoch immer passend, was Kurvenradius, Gefälle und Neigung betrifft und ziehen sich auch nicht zu arg zu. Und wenn der Belag gut ist, kann man auch nen guten Schnitt und den auch noch recht flüssig fahren. Also jetzt mal über 16 km/h so durchschnittlich.

Daraus ergibt sich ableitend: „Auf den Schwerpunkt des Motorradfahrer wirken zwei Kräfte: Einerseits die Zentrifugalkraft

F_Z=\frac{m \cdot v^2}{r}

in radialer Richtung und die Gewichtskraft

G=m \cdot g

in vertikaler Richtung“. Auf gut Deutsch: Tust du in der Kurve nicht genug Gas geben, kippt die Fuhre um und du liegst auf der Schnauze…

Hier fängt es schon an, hier kann man schon mal bischen Gas geben. Das man, seit man aus Bastia raus ist, nicht mehr den 4ten geschweige denn den 5ten Gang benutzt hat fällt einem nicht wirklich auf und ist jetzt mal nicht das grosse Problem.20130519_142003 Es gibt keine Strasse die dort mehr als 50 m geradeaus geht. Die Ausnahme war die eine Strasse, die das warum auch immer mal gemacht hat, aber auch nur 1 mal. Dieser Teil von Korsika, diese Gegend ist unglaublich. Es geht nur am Meer entlang. Die korsischen Strassenbauer haben ihre Strassen stark der Natur angepasst und sind dann akkurat den Küstenlinien gefolgt. Man könnte sich Zeit lassen, die Landschaft bewundern, es geht hoch und runter, man tanzt den Kurvenpogo in bester Fred Astaire und Gene Kelly Manier ( wir stellen uns jetzt einfach mal vor das die beiden auch zu Punkrock getanzt hätten). Man könnte, wenn man nicht damit beschäftigt wäre dem 40 cm hohen Alibimäuerchen fern zu bleiben, was einen von dem nicht wirklich schlecht aussenden Meer 50 m weiter rechts unten abhalten soll… Was kann ich denn dafür das der 3te Gang doch deutlich über 50 km/h geht?

Abgesehen von der Steilküste gibt es ein paar wirklich abgefahrene Strände und einige einsame und menschenleere Buchten zu sehen. Alles ist grün an den Hängen, der Himmel tiefblau, das Wasser türkis, der Strand tiefschwarz. Und das ohne Vulkan aber dafür mit der Aussage der Dorfjugend von wegen Asbestfabrik um die Ecke und so. OK, also der Strand ist schön, komplett hart und willenlos und sowas von ungesund das es nur die Trottel von Touries schaffen sich dort hinzulegen.

Danach geht es wieder durch ganz kleine Käffer, Entschuldigung durch idyllische Dörfer und dann hart durch die Felsenwüste Richtung Landesinnere. Also hier hat man das Cap Corse eigentlich schon umrundet, was man durchaus in ein paar Stunden ohne gross zu Hetzen geschafft haben kann. Jede Strasse passt, jeder Streckenabschnitt ist schön, jeder Teil ist natürlich, dynamisch, schwungvoll zu fahren. Danach kann man noch gleich in Richtung l’Ile Russ durch die Dessert des Aggeates. Nach soviel Meer ist das Landesinnere auch mal ganz nett. Es zeigt sich menschenleer,  ist nicht so gebirgig, die Felsen eher rund und hell, teils Stein und teils Macchia, dieses Grünkraut Zeug halt. Wirklich ganz nett, aber auch das eher Rennstrecke als Sightseeing, muss man sich überlegen was man will. Also freies Rennen. L’Il Russe kann man mal hinfahren, mal en Käffchen trinken, kann sich den Turm am Ende der Stadt ankucken der draussen am Meer rumsteht. Da weht dann auch ganz schön der Wind, ist aber jetzt nicht so prickelnd. Zurück die Strasse über Bellevedere oder Colombano, auch hier wieder ein paar Cols dabei. Aber auch das ist nicht so wichtig da diese Pässe nicht wirklich so hoch gelegen sind. Die Strecke zurück ist gut, die sollte man im Repertoire haben. Es lässt sich erstaunlich flüssig fahren, recht flott und sehr angenehm, was einen auch einen guten Schnitt machen lässt. Nicht das Ihr denkt ich wäre zu schnell gefahren… Niemals nicht würde ich das je tun, liebe Freunde der Obrigkeitshörigkeit.

Zurück auf der N193 und der Hintern freut sich auch schon bekannte und wirklich gut ausgebaute Strassen zu sehen. Inzwischen weiß man auch wo man etwas mehr Gas geben kann und auch diese Strecke zeigt leichte Zeichen dafür, das Bernie Ecclestone da eine andere Verwendung sehen würde.. Und natürlich auch das Teilstück  „Zeitfahren“, die 6 Km Corte nach Casanova wo meine Garage ist, würde ich schon als Heimstrecke bezeichnen und es kommt zu etwas mehr Ausschüttung an Adrenalin. Das ist Rally Corse für Privatfahrer, mittendrin statt nur dabei, da kann man schon mal drauftreten. Prost!

 

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