give them rope she said

Es stellt sich immer wieder die Frage: „Was bin ich?“ Immer wieder wenn du es sie spüren lässt, immer wieder wenn es in grossen roten Lettern vor deinen Augen erscheint. Immer wieder wenn du siehst wie sie sind.
Was ist da noch übrig von dir, was ist noch soweit menschlich geblieben das es diese Definition wert ist. Man blickt in sich hinein und versucht zu sehen was da noch an kärglichen Resten zusammenzukratzen ist. Das was noch nicht ins Graue des Gewesene abgedriftet ist.
Die schmeichelden Wolken des Verdrängens, der regenschwere Mantel der lieblichen Dunkelheit deckt inzwischen vieles ab, was auch besser abgedeckt bleibt. Besser es nicht zu sehen und besser nicht daran zu denken, nicht seinen Namen zu nennen, den Namen dessen Schwingungen alleine ausreichen, das Dunkle wieder an das Licht zu führen, ihm Namen und Organ zu geben. Ihm den Weg zu bereiten, ihnen da draussen zu sagen was es denkt, es will und mitteilen muss.
Es ist wie eine Wand, wie ein tropischer Wald. Ihr könnt es sehn. Ihr könnt es spüren in eurem Unterbewusstsein. Ihr könnt eure Angst fühlen. Dann wenn es an der Zeit ist.
Wenn ihr mit eurem kleinen weissen Boot euch der Japan vorgelagerte Insel nähert. Das Meer ist ruhig und sprüht den lauwarmen Gischtregen auf euer Gesicht. Die Sonne scheint warm und schmeicheldn auf die Sitze vorne in diesem schönen Holzboot. Ihr hört nur den ruhigen Lauf des Motors von hinten und das gleichmässige Beten der anrollenden Wellen an dem weissen Strand. Der feine Muschelsand knirscht unter euren Schritten wenn ihr voller Freude auf den Strand springt.

Ihr spührt noch nicht, was sich unter dem feinen, weissen Sand bewegt. Spürt nicht das er heisser ist als es in einem Paradies sein sollte. Ihr hört die Papageien und rufe der kleinen Äffchen. Ihr seht die Palmen, bemerkt jedoch nicht wie gebeugt sie sind, gebeugt unter dem was dahinter ist. Nach draussen drückt. Seht das Sonnelicht durch die Palmenkronen brechen, seht die Orchiedeen an den Stämmen der Bäume ranken. Und gehst du 10 schritte weiter, wird das Beten der Wellen ruhiger, das Knischren der Schritte wird gedämpft wie in einer dunklen, schallisolierten Kabine.
Dein Salzwassersarg der dich gnädig aufnimmt. Du gehst weiter und das Summen wird lauter und verbreitet sich. Das Licht nimmt ab, die Blumen werden seltener. Noch 10 Schritte, noch weiter hinab in das Dunkle.
Nun kannst du schon das Gemurmel der Stimmen verspühren, fühlen wie die dichten Dächer der knorrigen Bäume die Welt abschneiden und das Helle aussprerren. Das Dickicht verbirg nicht mehr die grausame Wesen die darin hausen. Die dich mit ihrem Sein belasten. Du spürst den Druck der auf dem liegt was du nicht sehen willst. Spührst die Last und Kraft die es kostet, das alles in seinem Gefüge zu halten damit es nicht losbricht, losstürmt um seinen Lauf zu nehmen, sein Recht auf Freiheit und Äusserung seiner selbst.
So siehst du in das Gehirn des Menschenfeindes. Des misantropen Freundes, der Feind in deinem Kreis, der Gegenstrom in deiner Bewegung, die Fessel deiner Freiheit. Und nun fühlst du auch das Mitleid das auf den gebeugten Schultern lastet. Weist plötzlich warum es all diese Schuld auf sich genommen hat. Schon von kleinauf wusste ich das da etwas nicht stimmte mit der Ordnung wie ihr sie Proklamiert. Auch hierfür nehme ich feierlich die Verantwortung auf mich. Bis der Staudamm bricht und euch die Wellen erschlagen, hinwegfegen wie faulendes Fleisch mit grobem Messer geschnitten wird. Die rote, rechte Hand merzt es aus, bricht es weg. Tilgt euch hinweg aus meinen Gedanken. Der Sturm mit seinem Wind und seinem Regen wäscht euer Blut und eure Gedanken weg. Der Sturm schreit und tobt bis nichts mehr bleibt als Liebe und Zuneigung.
So liegt ihr da und zeigt euer Innerstes, seid aufgebrochen wie ein erlegtes Rind dessen Gedärme warm und weich aus seinem Bauch quellen. Hängt kopfunter an den Füssen gebunden, geschächtet und endlich kalt und still. Und wenn die Flut zum erliegen kommt wird es hoffentlich auch wieder still in mir. Und dann wird nur noch Stille sein nach diesem Sturm.

Über Martin P

Schon als kleines Kind habe ich bemerkt das mit der Welt etwas nicht in Ordnung ist. Hiermit nehme ich feierlich die Verantwortung dafür auf mich.
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